
Dass es Plastik zu vermeiden gilt, dürfte inzwischen klar sein. Wir haben dabei immer riesige schwimmende Müllberge in weit entfernt liegenden Ozeanen vor Augen, doch das eigentliche Problem ist uns näher als wir denken.
Den Begriff Mikroplastik haben Sie vielleicht schon mal gehört. Das sind Partikel, die kleiner sind als 5 Millimeter und – unsichtbar fürs menschliche Auge – über kurz oder lang im Wasser landen. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT schätzt, dass jedes Jahr rund 330.000 Tonnen Mikroplastik durch uns alle in die Umwelt eingetragen werden. Für das Wasser kommen noch weitere Verunreinigungen durch Chemikalien hinzu.
Haben Sie eine Vorstellung, wie oft Sie pro Tag mit Dingen in Berührung kommen, die Mikroverunreinigungen im Wasser verursachen? Nein? Dann begleiten Sie uns durch den Tag...
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07:00
Der Wecker klingelt -
Gleich nach dem Aufstehen
drehen wir zum ersten Mal den Hahn auf und das Wasser sprudelt ganz selbstverständlich aus der Brause.
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Vor dem Griff zu Duschgel und Shampoo
lohnt es sich, etwas genauer auf den Inhalt zu schauen, denn in vielen unserer Kosmetikprodukte im täglichen Gebrauch steckt Mikroplastik. Diese winzigen Teilchen gelangen über den Abfluss dann ins Schmutzwasser und das hat Folgen für die Natur und das Wasser.
Trotz Ausweisungspflicht ist Mikroplastik bedauerlicherweise in den Inhaltsangaben auf den Verpackungen schwer auszumachen. Achten Sie auf „Polyethylen“, „Polyamid“ oder „Polypropylen“ und greifen Sie in solchen Flächen lieber zu harmloseren Alternativen.
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07:30 Uhr
Frühstück -
Und schon der nächste Dreh
am Wasserhahn für ein frisches Glas Leitungswasser und zum Aufbrühen für leckeren Kaffee oder Tee zum Frühstück. Noch müde aber nach der erfrischenden Dusche tut das jetzt wirklich gut.
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Am Frühstückstisch lauert die nächste Mikro-Falle
Nur noch schnell die Medizin nehmen – dazu ein frisches Glas Leitungswasser. Doch was sehen Sie, die Packung ist abgelaufen. Wohin damit? Medikamente vergiften das Schmutzwasser, sind selbst auf der Kläranlage nicht immer abbaubar und haben schon in geringer Konzentration negative Auswirkungen auf die Umwelt. Deshalb: Auf keinen Fall in die Toilette! Abgelaufene Arzneimittel können in den meisten Apotheken abgegeben werden. Alternativ bitte im Hausmüll (schwarze Tonne) entsorgen.
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08:00 Uhr
Der Weg zur Arbeit -
Sie fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit?
Gut so. Dabei ist alles, was auf Schienen fährt, noch einmal besser als der Bus - vom eigenen Auto ganz zu schweigen. Denn der Abrieb von Reifen sorgt nach Berechnungen des UMSICHT-Institutes für fast ein Drittel des Mikroplastiks in unserer Umwelt.
Hilflos sind wir der Problemlage nicht ausgeliefert. Wir könnten etwa weniger und defensiver fahren. Wir sollten beim Einkauf auf Tests achten und auf besonders langlebige Reifen setzen. Forscher sind aufgerufen, abriebarme Materialien zu entwickeln. In Straßenabläufen könnten Filtertechniken eingebaut werden. In seinem aktuellen Projekt TyreWearMapping beschäftigt sich das Fraunhofer-Institut bereits genau damit. Im Ergebnis sollen Hot-Spots identifiziert werden, an denen besonders viel Reifenabrieb entsteht und ins Abwasser oder direkt in die Umwelt gelangt.
Unterwegs noch schnell einen Kaffee To Go vom Imbiss. Zur Vermeidung von Plastikmüll ist hier die mitgebrachte Thermotasse dem Einwegbecher vorzuziehen.
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10:00 Uhr
Nicht vergessen – ausreichend Trinken ist wichtig! -
Und eins noch zum wichtigen Thema Plastik-Vermeidung
Gegen Durst gibt es ohnehin kein besseres Mittel als unser Trinkwasser. Also ab geht’s zum Wasserhahn - lieber Refill aus der Leitung als Wegwerf-Plastikflaschen aus dem Supermarkt. Mit praktischen und umweltschonenden wiederverwendbaren Wasserflaschen tragen Sie Ihren Vorrat immer bei sich. An immer mehr Orten unseres Versorgungsgebietes, etwa in den Rathäusern von Strausberg, Rüdersdorf und Erkner, finden Sie Trinkwasserspender des WSE zum kostenlosen Wiederauffüllen.
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12:00 Uhr
Mittagessen -
Schon ist der halbe Arbeitstag geschafft.
Auf geht’s in die Mittagspause. Schnell das Essen in der Mikrowelle aufgewärmt oder beim Lieferservice bestellt. Hier kann jeder ganz leicht etwas für sein persönliches „Plastik-Konto“ tun, indem die mitgebrachten Mahlzeiten in Gläsern oder Mehrwegdosen transportiert werden. Die gute alte Brotdose - oder etwas neuer Tupper - kennen wir alle noch aus der Kindheit oder von den Eltern.
Gleiches gilt natürlich auch für die anderen Familienmitglieder. Besonders für die Kinder müssen es keine einzeln verpackten Riegel oder Brote in Plastik-Frühstücksbeuteln sein. Hier kann man leicht auf Alternativen ausweichen und fürs Pausenbrot z.B. Bienenwachstücher nutzen.
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17:00 Uhr
Einkauf -
Auf dem Weg nach Hause noch fix den Einkauf erledigen,
spart Zeit und schont den CO2-Fußabdruck. So weit so gut, aber im Laden dann Obst und Gemüse in Plastikpackungen, Wurst und Käse eingeschweißt, Plastik-verpackte Süßigkeiten für die Kinder und dann eine Plastiktüte an der Kasse - schon ist der gute Wille wieder futsch…
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18:00 Uhr
Abendessen -
Bedauerlicherweise wird es nun unappetitlich.
Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wenn so viel Mikroplastik in Böden und Gewässern landet, bleiben unsere Nahrungsmittelquellen davon nicht unberührt. Es gibt ausgiebige Nachweise über kontaminierte Fische und Meeresfrüchte.
Aber so dramatisch und traurig die Bilder von an Plastiktüten verendeten Meeresbewohnern sind, die nicht sichtbare Gefahr für uns Menschen ist viel unmittelbarer. In Studien wurde ein Anteil von Mikroplastik in Hausstaub, den wir einatmen oder der sich auf unserem Essen oder Getränken absetzt, auf etwa 30 % geschätzt. Auf diese Weise nehmen wir die schädlichen Stoffe wahrscheinlich viel häufiger auf als durch Fisch oder Muscheln. Das österreichische Umweltbundesamt hat übrigens 2018 Mikroplastik in Stuhlproben bei Probanden von verschiedenen Kontinenten nachgewiesen.
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19:00 Uhr
Haus- und Gartenarbeit -
Zum Feierabend ist der Garten dran.
Gartenwasserhahn voll aufgedreht und den Rasensprenger aufgestellt.
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Oh Schreck,
das Unkraut wuchert auf den Wegen, überall Blattläuse und die Schnecken haben den Salat gefressen – jetzt aber schnell mit Unkrautvernichter und Pflanzenschutzmittel für Ordnung sorgen. Aber Achtung! Die chemische Keule ist hier die falsche Wahl! Denn die Mittel werden bei Regen ungehindert von befestigten Flächen in die Kanalisation und umliegende Gewässer geschwemmt oder gelangen über Versickerung ins Grundwasser. Die vollständige Entfernung aus dem Wasser ist sehr schwer bis unmöglich. Deshalb gilt es, auf umweltfreundliche Alternativen auszuweichen oder die Natur zu tolerieren.
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Im Haus läuft nebenher
das Wasser für die Waschmaschine und der Geschirrspüler reinigt wie von Zauberhand die Teller und Tassen vom Tage…
Doch auch hier ist Wachsamkeit gefragt. Selbst wer bei den Reinigungsmitteln auf biologische Aspekte achtet, hat nur die Hälfte bedacht. Bei jedem Waschgang verlieren synthetische Fasern wie Polyester oder Acryl mikroskopisch kleine Fäserchen, die keine Kläranlage restlos entfernen kann. Wer auf Baumwolle, Leinen oder Seide setzt, ist auf dem richtigen Weg. Der Vollständigkeit und auch der Gerechtigkeit halber sei angeführt, dass Hersteller an Waschmaschinenfiltern arbeiten, die das faserige Problem ebenfalls wirksam bekämpfen könnten.
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22:00 Uhr
Ab ins Bett -
Morgens das Erste - Abends das Letzte:
Der Dreh am Wasserhahn...
Vor dem Zubettgehen noch schnell die Zähne putzen. Wer auch hier die „Plastikfalle“ fürchtet, für den gibt es eine kleine Entwarnung - in der Regel werden hier unbedenkliche mineralische Zutaten verwendet. Viele Kosmetikprodukte des täglichen Bedarfes wie Cremes, Make-up und Gesichtsreiniger enthalten oft Mikroplastik. Hier lohnt sich der genaue Blick auf die Inhaltsstoffe!
Am Ende unseres Tages ziehen wir Resumee: Und, war Ihnen bewusst, für welche Menge an Mikroverunreinigungen Sie täglich so sorgen? Nein? Dann haben wir hier nochmal eine kleine Übersicht:
Kein Zweifel, in Ländern ohne funktionierende Abfallwirtschaft gelangt im Verhältnis viel mehr Plastik in die Umwelt. Doch von den Auswirkungen sind wir immer alle betroffen, denn durch Wind und Wasser wird Kunststoff global verteilt. Plastikmüll sollte gar nicht erst in die Umwelt gelangen, denn da gehört er nicht hin, egal ob Mikro oder Makro.
Die drei goldenen „Re“ – ReUse, Recycling, Refill
Am besten gibt jeder einfach jeden Tag ein bisschen mehr acht! Was noch funktioniert, muss nicht auf dem Müll landen. ReUse!
Was kleine Schäden hat, kann vielleicht repariert und wiederverwendet werden. Recycling!
Und unser Trinkwasser aus der Leitung ist ohnehin die beste Lösung: : Refill!